Hebammen im Sauerland bitten um Mithilfe
Soll der Klapperstorch so an den Galgen, wie hier bei der Mahnwache in Köln am Dom? Foto: Gunhild Schmidt

Die Hebammen in ganz Deutschland stehen vor einem Problem: Ab 1. Juli 2015 wird es keine Haftpflichtversicherung mehr für freiberufliche Hebammen geben.

„Davon betroffen sind alle Familien, die ab November 2014 Kinder erwarten, auch im Sauerland“, erklärt die Sunderner Hebamme Gunhild Schmidt.

Die Hebammen in ganz Deutschland stehen vor einem Problem: Ab 1. Juli 2015 wird es keine Haftpflichtversicherung mehr für freiberufliche Hebammen geben. „Davon betroffen sind alle Familien, die ab November 2014 Kinder erwarten“, klärt Gunhild Schmidt, Hebamme aus Hachen, auf. Und dabei geht es nicht nur um die Geburt selbst, sondern um die  fehlende Vorsorge bei Schwangeren, die Hilfe bei Schwangerschaftsbeschwerden, bei der Geburtsvorbereitung, der Wochenbettbetreuung, der Stillberatung oder der Rückbildung, ganz zu schweigen von der dann dramatisch  weniger werdenden Geburtshilfe.

Problem im ländlichen Raum

Gerade in ländlichen Regionen wie im HSK, und vor allem in eine Stadt wie Sundern ohne Krankenhaus, so beurteilt die Hebamme die Situation, würden die Folgen für werdende Familien katastrophal werden. Der Weg zum Frauenarzt für die Vorsorge sei oft weit und die Praxen seien schon jetzt meist überfüllt. Außerdem würden viele der oben genannten Leistungen weder vom Gynäkologen noch vom Kinderarzt angeboten. So ist zum Beispiel bei einer leichten Erkrankung eines Neugeborenen die Familie auf sich gestellt: „Auf den Hausbesuch der Hebamme kann dann nicht mehr gezählt werden“, so Gunhild Schmidt.

Deshalb haben sich ihre Kollegin Bianca Lange und sie in den vergangen Wochen für das Thema enorm engagiert. In der Vorwoche haben sie an einer Mahnwache vor dem Kölner Dom teilgenommen, um mit vielen anderen Berufskolleginnen auf die Probleme hinzuweisen. In anderen Berufen denkt man in solchen Situationen an Streik: „Das ist bei uns nicht möglich. Wer versorgt dann die Babys, kümmert sich um die Schwangeren oder die Frauen, die gerade entbunden und Probleme haben. Nein, das ist keine Alternative in unserem Beruf.“

Deshalb haben die Hebammen im ländlichen HSK gemeinsam die Hebammen-Unterstützung Sauerland aus der Taufe gehoben. „Rettet die Hebammen“ heißt das Motto der freiberuflichen Frauen. So haben sie bei Facebook eine eigene Internetseite aufgebaut, auf der man als Unterstützer der Forderung die Petition an den  Bundestag unterstützen kann (siehe Infobox).

Grund, aktiv zu werden

Die Situation bezeichnet Gunhild Schmidt, die über 25 Jahre als Hebamme tätig ist, als echten K.O.-Faktor für die freiberuflichen Hebammen: „Einige von uns sehen es als ein indirektes Berufsverbot an“, berichtet sie weiter. Grund genug für sie und ihre Kollegin jetzt auch ganz aktiv vor Ort zu werden: „Wir öffnen am Mittwoch unsere Praxis, damit möglichst viele Menschen, Väter, Mütter, Opas und Omas, die Petition unterschreiben können“, berichtet sie beim Besuch der Redaktion (siehe Infobox). Am Ende all dieser Bemühungen steht ein Ziel: Den Erhalt der Hebammenhilfe in Deutschland.  Denn es gehe nicht nur um das verbürgte Recht der Frauen auf die freie Wahl des Geburtsortes, also um die Geburt, es geht auch um die Versorgung der Frauen im Wochenbett. „Und davon ist jede Familie betroffen“, sieht die Hebamme.

Matthias Schäfer